Mit dem Vorliegen der Jahresergebnisse des Statistischen Bundesamtes zeigt sich, wie stark der Tourismus in den einzelnen Bundesländern und Regionen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen ist. Der Thüringen-Tourismus musste 2020 einen Gästerückgang von 42,1 Prozent und einen Übernachtungsrückgang von 35,3 Prozent verkraften (inkl. Camping). Damit liegt Thüringen im Bundesländervergleich im Mittelfeld hinter den Küstenbundesländern, Rheinland-Pfalz und den anderen ostdeutschen Bundesländern, aber noch vor beliebten Urlaubsreisezielen wie Bayern oder Baden-Württemberg. Der Incoming-Tourismus war aufgrund der Reisebeschränkungen deutlich stärker betroffen als der Inlandstourismus. Während die Übernachtungen aus dem Inland um 33,7 Prozent zurückgingen, sanken die ausländischen Übernachtungen um 60,2 Prozent (inkl. Camping). Die Aufenthaltsdauer hat sich 2020 von 2,6 Tage auf 2,9 Tage erhöht.
Insgesamt wurde Thüringen damit coronabedingt auf das Nachfrageniveau von 1993/1994 zurückgeworfen. Noch sind die Betriebsstrukturen vorhanden, um in der Re-Start-Phase wieder an die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre anzuknüpfen. Aber je länger die Krise andauert, desto schwieriger wird es auch hier. Erste Umfragen im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Ostdeutschland deuten gerade bei Gastronomie und Eventanbietern auf Betriebsaufgaben hin. Im Beherbergungsgewerbe ist noch kein klarer Trend erkennbar.
Auf Reisegebietsebene zeigen die Thüringer Rhön (-24,8 Prozent), das Übrige Thüringen (-26,5 Prozent) und das Saaleland (-26,6 Prozent) die geringsten Verluste. Sie platzieren sich im deutschlandweiten Destinationsranking unter den TOP 30. Die Städte Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar hingegen erzielten wie auch andere Städtedestinationen 2020 gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der Übernachtungen des Vorjahres. Wasser, viel Platz, Outdoor-Aktivitäten waren die Erfolgsfaktoren 2020 und werden es auch 2021 sein. Hinzu kommen die Betriebs- und die Gästestruktur: Autarke Betriebsformen wie Camping oder Ferienwohnungen sowie ein hoher Inlandsanteil und viele privat motivierte Gäste wirken derzeit stabilisierend. Letztendlich also eine ordentliche Ausgangssituation für den Re-Start im Thüringen-Tourismus.
Die durchschnittliche jährliche Bettenauslastung in Thüringen lag 2020 bei 28,4 Prozent (D: 28,7 Prozent). Das sind 8,3 Prozentpunkte weniger als 2019. Deutschlandweit ging sie mit 10,5 Prozentpunkten etwas stärker zurück.
2020 war auch für die Freizeitwirtschaft ein herausforderndes Jahr. In den am Besuchermonitoring teilnehmenden Thüringer Freizeiteinrichtungen sind die Besucherzahlen zwischen Januar und Dezember um 41,2 Prozent zurückgegangen. Damit liegt Thüringen im Durchschnitt aller betrachteten Bundesländer (-41,3 Prozent). Hierbei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Angebotsarten. Stadtführungen verloren mit 71,0 Prozent weniger Teilnehmern am stärksten. Auch Erlebnisbäder/Thermen (-52,3 Prozent) und Museen/Ausstellungen (-44,1 Prozent) waren stark betroffen. In Einrichtungen, in denen viele Teile des Angebots an der frischen Luft stattfinden wie Zoos/Tierparks, Besucherbergwerke, Naturinfozentren oder Outdoor-Erlebniseinrichtungen, waren die Verluste ähnlich wie in anderen Bundesländern deutlich geringer und lagen unter 20 Prozent.
Nach einem guten Jahresstart hat die Corona-Pandemie die Besucherzahlen bestimmt. Flächendeckende Schließungen, Abstands- und Hygieneregeln sowie die Zurückhaltung der Menschen brachten große Verluste mit sich. Die kurze Erholungsphase zwischen Juli und Oktober, in der sich die Rückgänge nur auf 8 bis 15 Prozent beliefen (Hintergrund: Mengenbeschränkungen durch Abstandsregeln, Hygienekonzepte etc.), wurde durch den erneuten Lockdown ab 2. November schlagartig gestoppt.
Für die ersten Wochen nach dem erwarteten zweiten schrittweisen Re-Start im Frühjahr 2021 ist aus den Erfahrungen des Vorjahres mit folgenden Entwicklungen im Segment der Tagesreisen bzw. der Freizeitwirtschaft zu rechnen:
Die Gästezufriedenheit, die in den letzten Jahren in vielen Regionen in Deutschland kontinuierlich zugenommen hat, wurde im letzten Jahr ebenfalls maßgeblich durch die Corona-Pandemie bestimmt. In Thüringen liegt sie 2021 bei 84,4 Punkten (D: 85,8 Punkte). Nach einer Verbesserung in den Jahren 2019 und 2020 ging die Gästezufriedenheit 2021 – wie auch in allen anderen Bundesländern – zurück (-0,5 Punkte). Die Thüringer Rhön liegt trotz eines Rückgangs mit 87,4 Punkten im Bundesland vorn. Im Saaleland und im Eichsfeld hat die Gästezufriedenheit entgegen dem Trend sogar zugenommen, im Thüringer Vogtland ist sie gleichgeblieben.
Ein Blick auf die einzelnen Bereiche der Gästezufriedenheit verdeutlicht nach wie vor, wo Thüringen bereits gut abschneidet und wo es Handlungsbedarf gibt:
Weiterführende Artikel:
Einfluss der Corona-Pandemie auf das Reiseverhalten
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Marktforschungsnewsletter 2 2021 Jahresbilanz 2020 und Reiseverhalten 2021 (489.5 KiB)