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Einfluss der Corona-Pandemie auf das Reiseverhalten

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Die Reiselust ist ungebrochen, aber mit Unsicherheiten behaftet

2020 hat nicht nur das Alltags- und Arbeitsleben durcheinandergewirbelt, sondern für viele auch die Reisepläne… Umbuchungen auf Nahziele in Deutschland, Ersatz durch Tagesausflüge oder Totalausfälle waren an der Tagesordnung. Von eingeschränkten Reisemöglichkeiten fühlen sich die Menschen genauso stark betroffen, wie von fehlenden sozialen Kontakten. Jeder zweite Deutsche hat das Reisen 2020 vermisst. Nur 37 Prozent und damit so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr, haben 2020 eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen unternommen. Zum Vergleich: 1990 waren es 52 Prozent.

Eines zeichnet sich in den letzten Monaten ab: Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Urlaubsreisen bleiben für die Deutschen ein unverzichtbarer Teil der Lebensqualität. Die persönliche wirtschaftliche Situation wird größtenteils als stabil wahrgenommen, was eine gute Voraussetzung für den Urlaubstourismus 2021 ist.

Auch erste Ergebnisse der Reiseanalyse 2021 zeigen, dass ein Urlaub 2021 den Deutschen sehr wichtig ist. Lediglich 14 Prozent planen keine Reise, damit ist der Wert nur geringfügig höher als im Vorjahr. Zudem sind laut Angaben des Ostdeutschen Sparkassenverbandes die Sichteinlagen auf den Girokonten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Konsumverzicht durch Nicht-Reisen, Nicht-Essen-, Shoppen und Kinogehen führt also zu hohen verfügbaren Budgets, die u.a. eben auch für kurzfristig für Reisen genutzt werden können.

Weitere Informationen: Reiseanalyse, Stiftung für Zukunftsfragen Tourismusanalyse, HomeToGo, ReisePuls Deutschland

 

Reiseplanung und Buchung – kurzfristig und mit flexiblen Stornobedingungen

Kurzfristige Buchungen und flexible Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten, damit Reisepläne unkompliziert angepasst werden können, sind 2021 wichtiger denn je für die Kunden. Vor allem die Erwartungen bezüglich Transparenz und Flexibilität werden sich weiter erhöhen. Insgesamt herrscht beim Buchungsverhalten aufgrund des Lockdowns noch eine große Zurückhaltung.

Weitere Informationen: Reiseanalyse, Booking.com, ADAC Tourismusstudie

 

Auch auf die Reisedauer und -häufigkeit hat die Pandemie Auswirkungen. Bereits im Sommer 2020 hat eine Studie der Allianz Partner gezeigt, dass der Trend zu mehreren Kurzurlauben im Jahr durch die Pandemie noch verstärkt wurde. Bevorzugten vor Ausbruch der Pandemie noch 3 von 10 Reisenden mehrere Kurztrips mit einer kurzen Anreise, so waren es nach Ausbruch der Pandemie bereits die Hälfte der Reisenden. Allerdings war auch hier ein Trend von klassischen Städtekurzreisen hin zu Ferien- und Outdoor-Regionen spürbar. Bei den tatsächlich durchgeführten Reisen zeigten sich allerdings auch bei Kurzurlaubsreisen deutliche Einbrüche.

Der Informationsbedarf vor der Reise ist in diesem Jahr gestiegen. So gaben 17 Prozent der Befragten der Reiseanalyse an, einen deutlich höheren Informationsbedarf als in Normaljahren zu haben. Nicht-touristische Quellen haben aufgrund der aktuellen Situation bei der Reiseplanung deutlich an Bedeutung gewonnen. Das Internet ist dabei die wichtigste Informationsquelle.

Weitere Informationen: DERTOUR, Allianz Partners, Reiseanalyse

In eigener Sache: Handreichungen Wiedereinstieg | Tourismusnetzwerk Thüringen

 

Hygienemaßnahmen haben hohe Priorität

Auch wenn Reisen nach dem Lockdown wieder möglich sein wird, werden uns Hygienemaßnahmen wie Abstandsregeln, Maskenpflicht und Desinfektion noch lange Zeit begleiten. Hygienevorkehrungen am Reiseziel sind für die Wahl der Urlaubsdestination 2021 mitentscheidend. Eine gute medizinische Versorgung vor Ort, die Möglichkeit, größere Gruppen/andere Gäste zu meiden sowie allgemein der Sicherheitsaspekt bei Reisen sind deutlich wichtiger geworden als vor der Pandemie.

Weitere Informationen: DERTOUR, Booking.com, Allianz Partners

 

Beliebte Urlaubsarten und -aktivitäten – naturnah und aktiv

Mit Blick auf das Reiseziel scheint wie schon in der Restart-Phase nach dem ersten Lockdown in Deutschland der Urlaub in der Natur der Favorit für 2021 zu sein. So geben jeweils knapp zwei Drittel der Befragten in einer Studie von HomeToGo an, Strände und Nationalparks bzw. Ziele in der Natur besuchen zu wollen. Der Trend zu Urlaub in der Natur ist nicht neu, durch die Corona-Pandemie hat er allerdings noch einmal Fahrt aufgenommen. Das wird auch bei der Auswertung von Suchanfragen bei Google deutlich.

  • Laut einer Studie der ITB und Statista wurde im Sommer 2020 deutlich häufiger nach Begriffen wie „Wandern“ und „Fahrradtour“ recherchiert als im gleichen Zeitraum 2019.

Auch die Aufrufe der beliebtesten deutschen Outdoor-Internetseiten sind 2020 deutlich gestiegen. Die Webseite von „Komoot“, einer deutschen Plattform zur Outdoor-Routenplanung beispielsweise, wurde im Juli 2020 knapp 8,5 Millionen Mal aufgerufen. Im Juli 2019 waren es mit circa 4 Millionen weniger als halb so viele Aufrufe.

„Inlands- und Naturtourismus werden in den kommenden Monaten die Nachfrage bestimmen. Davon kann der Thüringen-Tourismus nach dem Lockdown profitieren. Mit seinen zahlreichen Angeboten im Naturtourismus und der BUGA 2021 als Leitevent wird sich Thüringen auch marketingseitig gut positionieren.“,
Dr. Franz Hofmann, Geschäftsführer Thüringer Tourismus GmbH

In diese Entwicklung reiht sich auch die verstärkte Nachfrage nach Urlaub auf dem Bauernhof ein. Wie eine Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland bei Anbietenden von Bauernhof und Landurlaub im Oktober/November 2020 zeigt, waren die Sommer- und die Herbstferien 2020 bei den Betrieben besser gebucht als im Jahr 2019. (www.landsichten.de) Und auch die ersten Signale für 2021 sind in diesem Segment sehr positiv. Darauf zahlt auch der „Cottagecore“-Trend, der die Sehnsucht nach einem ruhigen und idyllischen Landleben beschreibt, ein. So ist die Nachfrage nach Landhäusern auf FeWo-direkt von Mai bis August 2020 im Vergleich zu Januar bis April 2020 um 650 Prozent angestiegen. Trends, die bei der weiteren Angebotsentwicklung in den Destinationen unbedingt zur berücksichtigen sind.

Insgesamt hat sich an der Reihenfolge der Urlaubspräferenzen der Deutschen allerdings wenig geändert. Strandurlaube stehen nach wie vor ganz oben auf der Wunschliste. Vor allem Städtereisen werden selbstverständlich weiterhin stark von der Entwicklung im Kultur- und Veranstaltungssektor abhängig sein. Doch von Seiten der Nachfragenden besteht Hoffnung. Denn immerhin ca. jede*r vierte Befragte zieht laut einer Studie von DERTOUR einen Städteurlaub in diesem Jahr in Betracht.

Weitere Informationen: DERTOUR, FeWo-direkt, ITB Berlin/Statista, HomeToGo, ReisePuls Deutschland

In eigener Sache: Kampagne „Querbeet durch Thüringen“

©Quelle: TTG

Die TTG lädt potenzielle Gäste über eine Kampagne zu einer Reise „Querbeet durch Thüringen“ ein und nimmt dabei das überregional bedeutsame Event BUGA genauso in den Blick, wie die zahlreichen Schlösser, Parks und Gärten Thüringens. Dabei spricht sie bewusst die Sehnsucht nach Zeit im Freien und in der Natur an. Herzstück ist die Website www.gaerten.thueringen-entdecken.de sowie ein starkes Werbemotiv für einen hohen Wiedererkennungswert. Die Kampagne wird ab 15. April über reichweitestarke Digital- und Printmedien vor allem außerhalb Thüringens ausgespielt, um Gäste aus anderen
Bundesländern anzulocken. Kampagne Parks und Gärten in Thüringen

„Mit der Bundesgartenschau hat Thüringen in diesem Jahr das, wonach alle Bundesländer für die Wiederbelebung des Tourismus suchen – ein coronakonformes Reisethema. Solche Highlights bringen uns nicht nur am Standort selbst, sondern mit Blick auf die Außenwahrnehmung insgesamt im Wettbewerb nach vorne.“, Dr. Franz Hofmann (Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH)

Flankierend zur „Querbeet-Kampagne“ wird es weitere Werbemaßnahmen der TTG für Gäste aus dem Inland im Jahr 2021 geben, unter anderem zu den Themen Kulturerbe sowie zum Radland Thüringen und zum Thema Weihnachten.

 

Reiseziele und Verkehrsmittelwahl – nah und erdgebunden

2020 fand mehr als jede zweite Urlaubsreise der Deutschen im eigenen Land statt. Der Anteil ist damit so groß wie zuletzt in den 1970er Jahren. Eine kürzere Anreise und damit auch eine schnellere Rückreise im Falle eines Lockdowns sind hier aus Gästesicht große Vorteile. Ebenfalls vorteilhaft ist die Kenntnis der Hygienemaßnahmen im eigenen Land. Auch die Reiseziele für 2021 zeigen ganz klar die gleiche Tendenz.

  • Einen Urlaub innerhalb des eigenen Landes plant mindestens jeder dritte Deutsche. Zum Vergleich: Im Vorjahr war es noch jeder Vierte.
  • Reisen ins europäische Ausland planen je nach Studie zwischen 32 und 52 Prozent, Fernreisen 12 bis 16 Prozent.

Diese Zahlen deuten zwar einerseits auf die große Beliebtheit der deutschen Reiseziele hin. Andererseits wird auch klar, sobald die Grenzen wieder öffnen, Einreisebeschränkungen fallen und Quarantänebestimmungen aufgelöst werden, wird der weltweite Wettbewerb zwischen den Destinationen härter. Ein wichtiger Faktor wird sein, wie sich z.B. das Flugangebot und damit auch die Preise in den nächsten Jahren entwickeln.

Auch die Verkehrsmittelwahl bei Reisen war und ist stark von der Pandemie betroffen. Während in den letzten Jahren öffentliche Verkehrsmittel auf dem Vormarsch waren, haben diese in Pandemie-Zeiten im Mobilitätsmix das Nachsehen. Der (eigene) PKW gewinnt ganz klar an Bedeutung, denn hier lassen sich Abstands- und Hygieneregeln einfach einhalten. 71 Prozent der Reisenden wollen 2021 mit dem Auto anreisen. Und auch künftig wollen 28 Prozent häufiger den PKW nutzen und 17 Prozent weniger fliegen. Eine Studie des ADAC zeigt ebenfalls, wie sich der Mobilitätsmix in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die Bedeutung des PKW für Reisen in drei bis fünf Jahren wird weiterhin hoch bleiben, das Flugzeug wird wieder zulegen und auch Bahnreisen einen großen Sprung nach vorn machen.

Weitere Informationen: HomeToGo, Tourlane, Stiftung für Zukunftsfragen Tourismusanalyse, ADAC Tourismusstudie

 

Unterkunftsformen – individuell und autark

Individuelle Unterkunftsformen wie Ferienwohnungen/-ferienhäuser sowie Camping liegen bereits seit einigen Jahren im Trend. Im letzten Jahr haben sie erneut einen starken Schub bekommen, da hier Abstands- und Hygieneregeln einfacher einzuhalten sind, als in anderen Unterkunftsformen und viele Gäste sich dort aufgrund subjektiver Befürchtungen und Ängste sicher fühlen, ohne komplett auf einen Urlaub verzichten zu müssen. Das belegen die statistischen Zahlen eindrucksvoll.

  • Die Übernachtungsrückgänge in diesem Marktsegmenten hielten sich 2020 trotz mehrmonatigem Lockdown im Vergleich zu anderen Segmenten noch in Grenzen (Deutschland: Camping: -5,0 Prozent, Ferienhäuser/-wohnungen: -13,7 Prozent).
  • Die Verkaufszahlen von Caravans (+8,6 Prozent) und Reisemobilen (+44,4 Prozent) explodierten förmlich. (civd.de)

Auch im Jahr 2021 wird sich diese Entwicklung fortsetzen. Andere Unterkunftsformen sind deshalb aber keineswegs aus dem Rennen. Denn insbesondere die Ergebnisse der Studie von Booking.com machen beim Thema Unterkunftswahl deutlich, dass es hier stark auf die individuellen Präferenzen der Gäste ankommt und vor allem auch alternative Unterkunftsformen mit attraktiven und sicheren Angeboten punkten können.

Weitere Informationen: ADAC Tourismusstudie, Booking.com

 

Was bedeutet das für Thüringen?

2021 kann Thüringen vom Trend, Urlaub im eigenen Land zu verbringen, sicher profitieren. Gerade für das steigende Interesse an Natur- und Aktivurlaub bietet Thüringen großes Potenzial. Ab 2022 wird der Wettbewerb aufgrund einer voraussichtlich wieder steigenden Zahl an Auslandsreisen größer. Hierfür sollte Thüringen versuchen, bereits 2021 mit folgenden Faktoren zu punkten bzw. diese auszubauen:

  • weiterhin gute und transparente Hygienekonzepte
  • Besucherlenkungsmaßnahmen
  • flexible Storno- und Umbuchungsbedingungen
  • attraktive Angebote im Bereich Städtereisen, Aktiv- und Natururlaub
  • qualitativ hochwertige Unterkünfte, insbesondere in den Segmenten Ferienhäuser/-wohnungen sowie attraktive Campingangebote
  • hohe Gästezufriedenheit

 

Weiterführende Artikel:

Jahresbilanz 2020: Thüringen im Wettbewerbsvergleich

Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie wie folgt:

Marktforschungsnewsletter 2 2021 Jahresbilanz 2020 und Reiseverhalten 2021 (489.5 KiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239


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