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Warten auf den Herbst der Reformen

Quelle: IHK Südthüringen

Konjunkturumfrage Herbst 2025

Die wirtschaftliche Entwicklung in Südthüringen bleibt herausfordernd. Auch in diesem Jahr wird es in vielen Betrieben zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung kommen. Hohe Energiepreise, komplexe bürokratische Anforderungen und zunehmende internationale Handelshemmnisse beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen. Dies geht aus der Konjunkturumfrage Herbst 2025 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen hervor. Aus Sicht der IHK Südthüringen sind nun strukturelle Reformen und eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik erforderlich, um im kommenden Jahr wieder positive Impulse zu setzen.

„Nach zwei Jahren Rezession trat das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch im ersten Halbjahr 2025 auf der Stelle. Ohne die Vorzieheffekte, um neuen Zöllen auszuweichen, wäre das BIP wahrscheinlich weiter gesunken. Begleitet wurde dieser Umstand von geringer Auslastung und Entlassungen, vor allem an Automobilstandorten. Diese Entwicklung hält an, wie die jüngst veröffentlichten Auftrags-, Export- und Produktionszahlen deutlich vor Augen führen. Dass sich das Thüringer BIP zuletzt überdurchschnittlich entwickelt hat, lässt sich auf die Umsatzentwicklung einiger weniger Betriebe zurückführen. Man kann hieraus keineswegs eine robuste Wirtschaftsentwicklung ableiten“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Wirtschaftsklima: Stagnation auf niedrigem Niveau

Der IHK-Konjunkturklimaindikator markiert mit 72,6 von 200 möglichen Punkten weiterhin Stillstand. Wie bereits im Frühjahr liegt der Wert deutlich unter der Schwelle von 100 Punkten, die eine stabile Wirtschaft anzeigen würde. Der Indikator ergibt sich aus den Lagebeurteilungen und Erwartungen der Unternehmen.

Derzeit bewerten 19 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 41 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 40 Prozent als schlecht. Für die kommenden Monate rechnen nur neun Prozent mit einer Verbesserung der Geschäfte, 49 Prozent erwarten keine Veränderung und 42 Prozent eine Verschlechterung.

Die anhaltende Schwäche im produzierenden Gewerbe wirkt sich spürbar auf andere Branchen aus, etwa auf das Verkehrsgewerbe. Handel und Gastgewerbe leiden zusätzlich unter einer veränderten Konsumnachfrage infolge gestiegener Preise. Lichtblicke zeigen sich in einzelnen Dienstleistungszweigen: Ingenieurbüros erreichen einen erfreulichen Konjunkturklimaindikator von 114,4 Punkten, IT-Dienstleister 105,6 Punkte, Beherbergungsbetriebe 92 Punkte.

Hohe wirtschaftliche Risiken dominieren

Das größte Risiko für die weitere Entwicklung bleibt die schwache Inlandsnachfrage, wie 63 Prozent der Unternehmen angeben. 61 Prozent sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisch, 54 Prozent nennen die Energiepreise als Belastungsfaktor.

Die mangelnde Nachfrage bremst Investitionen und Beschäftigung. Nur 61 Prozent der Betriebe planen derzeit Investitionen, überwiegend Ersatzbeschaffungen. Im Personalbereich rechnen lediglich sechs Prozent mit Neueinstellungen, während 28 Prozent einen sinkenden Personalbestand erwarten. Dieser Trend wird durch demografische Faktoren zusätzlich verstärkt.

„Wir warten auf den Herbst der Reformen. Bisher hat die Bundesregierung nichts vorgelegt, was an den Wurzeln der Standortprobleme Deutschlands anpackt. Zwar wurde ein Investitionsbooster vorgelegt. Jedoch wird dieser erst zünden, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Die Senkungen der Energie- und Umsatzsteuer entlasten nur Teile der Wirtschaft. Die Mehrheit der Betriebe leidet unter hohen Bürokratiekosten, welche die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Außer Lippenbekenntnissen hört man hierzu bislang nichts. Auch die versprochenen Wachstumsimpulse infolge der Sonderschulden bleiben bisher aus. Die Bundespolitik darf das Momentum nicht verstreichen lassen“, betont Dr. Pieterwas.

Ein Blick ins Gastgewerbe

Im Gastgewerbe zeigt sich eine zunehmend unterschiedliche Entwicklung von Gastronomie und Beherbergung. Während die Beherbergung einen Indikatorwert von 92 Punkten erreicht (plus neun Punkte im Jahresvergleich), liegt die Gastronomie mit 53,4 Punkten weiterhin deutlich im Minus. Die Bettenauslastung hat sich verbessert; als größtes Risiko nennen 80 Prozent der Betriebe die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise.

Die Konjunkturumfrage Herbst 2025 der IHK Südthüringen wurde vom 8. September bis 5. Oktober 2025 durchgeführt. Befragt wurden rund 900 Unternehmen aller Branchen, die Rücklaufquote lag bei 40 Prozent.
Die Ergebnisse des Konjunkturberichts finden Sie detailliert hier: www.suhl.ihk.de/konjunktur.



IHK Südthüringen
Referentin Tourismus
E-Mail: wolff@suhl.ihk.de
Telefon: +49 3681 362-205
Telefax: +49 3681 362-220
BEITRAG VOM:
4. November 2025

Kategorien:
IHK Südthüringen · Marktforschung/Trends · Statistik · Trends


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