NACHFRAGEENTWICKLUNG JAN. BIS SEP. 2024
Thüringen-Tourismus im bundesweiten Durchschnitt
ⓘQuelle: dwifIn den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben in Thüringen 2,96 Mio. Gäste und 7,77 Mio. Übernachtungen gezählt. Die Zahl der Ankünfte stieg damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +1,3 %, die der Übernachtungen um +1,4 %. Bundesweit entwickelte sich die Übernachtungsnachfrage mit +1,5 % auf einem ähnlichen Niveau wie in Thüringen. Am dynamischsten sind erneut städtisch geprägte Bundesländer wie Hessen (+3,7 %) und die Stadtstaaten Berlin (+2,7 %) und Bremen (+2,4 %).
Starker August, Rückgang im September
Die Entwicklung in den einzelnen Monaten gestaltet sich heterogen. Einem starken Januar stand ein schwächerer FebruarⓘQuelle: dwif gegenüber. Die Verschiebungen im März und April resultieren zu großen Teilen aus der unterschiedlichen Lage der Osterfeiertage und -ferien in den Jahren 2023 und 2024. Die höchste Wachstumsrate des bisherigen Jahres wurden im Mai erzielt (+6,9 %). In den Sommermonaten Juli bis August waren die Ergebnisse gemischt. Im Juni konnte das Vorjahresergebnis nicht wieder erreicht werden. Der August zeigte sich bei hochsommerlichem, trockenem Wetter von seiner besten Seite und bescherte dem Thüringen-Tourismus ein Übernachtungsplus von +3,5 %. Bundesweit war es der stärkste August aller Zeiten. Im September verfehlte der Thüringen-Tourismus hingegen das Vorjahresniveau um -3,4 %. Auch bundesweit gab es hier einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Erfurt und Weimar mit größtem Wachstum
ⓘQuelle: dwifSechs der elf Thüringer Regionen vermeldeten Ende September ein Übernachtungsplus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Am dynamischsten entwickelten sich dabei erneut die Städte. Erfurt übertraf die Übernachtungszahlen des Vorjahres in den ersten neun Monaten um +8,8 %, Weimar um +8,4 %. Zu diesen hohen Wachstumsraten trugen in den beiden Städten insbesondere die Sommermonate Juni bis August bei, in denen teils zweistellige Wachstumsraten erzielt wurden. Damit zählen beide Städte bundesweit zu den Top 10-Regionen bei der Übernachtungsentwicklung in den ersten neun Monaten. Das Eichsfeld lag mit +6,4 % bis Ende September ebenfalls deutlich über dem Thüringen-Durchschnitt und im Ranking der knapp 150 deutschen Reisegebiete auf Platz zwölf. Die Welterberegion Wartburg-Hainich (+3,0 %), die Thüringer Rhön (+1,3 %) und das Thüringer Vogtland (+0,3 %) lagen ebenfalls im Plus. Im Saaleland konnte das Vorjahresniveau gehalten werden. Der Thüringer Wald als übernachtungsstärkste Region verfehlte das Vorjahresergebnis (-1,4 %) ebenso wie das Weimarer Land (-1,9 %) und das Altenburger Land (-2,0 %).
Der Incoming-Markt verfehlt das Vorjahresniveau
Während der Incoming-Markt bundesweit weiter gewachsen ist (+6,0 %) zählte Thüringen (-1,8 %) zu den drei Bundesländern mit einem Rückgang der ausländischen Übernachtungen. DieⓘQuelle: dwif Rückgänge aus den volumenstarken Märkten Österreich (-8,6 %) und Polen (-6,1 %) konnten durch die Zuwächse aus dem Top-Quellmarkt Niederlande (+2,0 %) sowie den ebenfalls wieder erstarkten britischen (+27,4 %) und US-amerikanischen Märkten (+8,8 %) nicht kompensiert werden. Die Übernachtungszahlen aus der Schweiz als aktuell drittstärkstem Quellmarkt lagen auf Vorjahresniveau. Weitere wichtige Märkte wie Dänemark (-9,5 %), Belgien (-8,0 %) und Italien
(-10,8 %) verzeichneten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen deutlichen Rückgang.
Autarke Unterkunftsformen mit weiteren Zuwächsen
ⓘQuelle: dwifDie Entwicklung der Betriebstypen gestaltete sich zwischen Januar und September 2024 ambivalent. Autarke Unterkunftsformen wie Ferienhäuser/-wohnungen (+6,9 %) und Camping
(+5,9 %) legten weiter zu. Auch Hotels garnis (+3,4 %) und Hotels (+2,2 %) übertrafen das Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Vorsorge- und Rehakliniken (+0,3 %) und Pensionen (-0,1 %) lagen in etwa auf Vorjahresniveau. Gruppenunterkünfte und Gasthöfe verfehlten das Vorjahresergebnis teils deutlich. Ferienhäuser/-wohnungen, Pensionen und das Campingsegment entwickelten sich damit dynamischer als im Bundesdurchschnitt. Die Gruppenunterkünfte verloren bundesweit deutlich weniger Nachfrage als in Thüringen.
Positive Entwicklung der Auslastung
Die Auslastung der Schlafgelegenheiten hat in Thüringen in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 weiter zugenommen. Sie lag von Januar bis September bei 35,1 % und damit 0,3 Prozentpunkte über der des Vorjahreszeitraums. Damit liegt Thüringen weiterhin unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 38,9 % und im Mittelfeld der ostdeutschen Bundesländer.
Ausblick
Der Thüringen-Tourismus hat sich weiterhin positiv entwickelt, was auf das Wachstum aus dem Inland zurückzuführen ist. Die Städte sind hierbei erneut der Wachstumsmotor. Auch die Auslastung der Schlafgelegenheiten konnte davon profitieren. Einige der Top-Incoming-Quellmärkte zeigten sich hingegen wenig dynamisch, so dass Thüringen bei den Incoming-Märkten im bundesweiten Vergleich in den ersten neun Monaten etwas den Anschluss verloren hat. Hier gilt es durch zielgerichtetes Marketing und durch das Transportieren von positiven Botschaften in den entsprechenden Top-Quellmärkten den Trend umzukehren. Generell gilt: Der Wettbewerbsdruck steigt wieder. Insbesondere europäische Destinationen liegen bei deutschen Gästen im Trend. Der nationale und internationale Wettbewerbsdruck steigt aus Sicht der Anbieterinnen und Anbieter. Es gilt, die Produktentwicklung weiter voranzutreiben, neue Zielgruppen mit neuen Geschichten und Erlebnissen zu erreichen. Kommunikation und Sichtbarkeit in den zielgruppenspezifisch relevanten Kanälen ist dafür eine Voraussetzung.
Auch die Perspektive der Unternehmerinnen und Unternehmer muss wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Vielerorts stehen Unternehmensnachfolgen an, und es sind rückläufige Zahlen bei Unternehmensgründungen zu beobachten. Dies deutet auf eine rückläufige Attraktivität der Selbstständigkeit hin. Sicherlich spielen hier auch gesellschaftliche Veränderungen hinein. Mut und Risikobereitschaft nehmen ab. Aber auch die Rahmenbedingungen müssen geprüft und Unternehmensgründungen unterstützt werden. Politik kann Anreize setzen, die Kreditwirtschaft unterstützen und Verbände sind als Motivatoren und koordinierende Stellen gefragt.