Am 8. Dezember 2017 wurde mit der Eröffnung der digitalen Erlebniswelt Thüringen am Erfurter Hauptbahnhof ein ganz neuer Weg der Markenführung und Vermarktung eines Bundeslandes eingeschlagen. Ein echtes Leitprojekt – ausgerichtet an der Tourismusstrategie des Landes sowie an veränderten Gästebedürfnissen und in einem sinnvollen Zusammenspiel mit dem Landesmarketing, um auch nicht-touristische Standortvorteile zu präsentieren.
An überregionaler Strahlkraft mangelte es dem virtuellen – auf Experience ausgerichteten – Anlaufpunkt nicht. Tourismusorte aus ganz Deutschland hospitierten zu diesem Projekt, stellvertretend seien Berlin und Norderney genannt, die Projektverantwortlichen der TTG referierten zudem regelmäßig auf entsprechenden überregionalen Fachveranstaltungen und Tourismustagen über Ziele und deren Erreichung. Die Erlebniswelt wurde zur „Mutter“ weiterer Portale auch in Thüringen, so die Kulturportale in Weimar und auf der Wartburg sowie das für die BUGA 2021 konzipierte Erlebnisportal, das sein neues Zuhause nun in Altenburg gefunden hat.
Sehr schnell nach der Eröffnung wurde die Erlebniswelt zum anerkannten außerschulischen Lernort und animierte nicht nur Schüler der Mittelstufe zur Auseinandersetzung mit ihrem Bundesland – dies in Form einer vom Team selbst konzipierten Art Schnitzeljagd. Für höhere Klassenstufen kam später die digitale Quizanwendung „ThüringenCreator“ hinzu, auch die 360Grad-Thementour auf der App „Thuringia.MyCulture“ wurde zum innovativen Instrument der Gästeführung durch die Räumlichkeiten. Allein 2019 wurden 61 Schulklassen und 1.308 Schüler und Lehrer spielerisch durch die Räumlichkeiten geleitet …
Eigene Events und Gastpräsentationen sorgten zudem für eine immer wieder neue Attraktivität, insbesondere beim Stammpublikum, so zum Beispiel ein Pop-up zur Playmobil-Ausstellung im Residenzschloss Altenburg, Weihnachtskonzerte oder – durchaus als Highlight zu bezeichnen – die Aktion “360Rad. Tritt in die Pedale!”. Der Rad-Contest in Korrespondenz zur Deutschland-Tour, die 2019 erstmals durch Thüringen führte, lud ein, Teilstrecken auf einem echten Profi-Rad und vor der virtuellen Streckenführung auf der Großleinwand zu absolvieren.
Im Februar 2020 wurde dann mit Konfetti und Geschenken die 100.000ste Besucherin begrüßt, ehe die Pandemie zu erheblichen Einschnitten und Schließungen führte.
Eine gesteigerte Präsenz der Erlebniswelt insbesondere bei den Erfurterinnen und Erfurtern sicherte die Funktion als BUGA-Informationspoint. So startete am 15. Mai 2020 pressewirksam der Vorverkauf der Dauerkarten in der Erlebniswelt. Als einer der ersten Gäste sicherte sich Ministerpräsident Bodo Ramelow vor Ort sein Ticket für das Großereignis. Der BUGA-Service und auch die Funktion als einzige Ausgabestelle der Thüringer Familienkarte in Erfurt führten nach monatelanger Schließung zu Jahresbeginn 2021 dann zu Rekord-Besucherzahlen, allein im August 2021 wurden 16.000 Besuche gezählt.
Trotz eingeschränkter Öffnungszeiten ab 2022 konnte die Zahl der Besuche in der Folge auf Vor-Corona-Niveau gehalten werden.
Mit dem 30. September 2024 wurde der Betrieb der Erlebniswelt eingestellt, da eine Finanzierung dieses Geschäftsbereiches nicht mehr erfolgt. Seit der Eröffnung wurden demnach 237.049 Besuche gezählt.
Der Blick in die Zukunft – neuer Betreiber mit neuem Konzept
Nach Abwägen unterschiedlicher Nutzungsoptionen soll nun ein Platz für einen neuen Vertreter touristischer Interessen an diesem Standort geschaffen werden. Die Räumlichkeiten befinden sich aktuell im Umbau und werden ab November 2024 im Rahmen eines Partnerschaftsvertrages der TTG mit der Thüringer Wald Service GmbH wiedereröffnet.
Im Rahmen des über das vom TMIL geförderte Vorhaben Vernetzungsstelle der Thüringer Land- und Ernährungswirtschaft “Agentur für Thüringer Produkte” wird die Betreibung eine neue Ausrichtung erfahren.
Elemente der Ausstellung bleiben erhalten und auch die Bereitstellung touristischer Informationen wird weiterhin gesichert sein. Kern der Veränderung ist der Ausbau des Shop-Bereiches. Im Zentrum des neuen Konzepts steht die Vermarktung regionaler Produkte – eine räumliche Plattform in zentraler Lage am Erfurter Hauptbahnhof, die den Thüringer Erzeugern im Sinne des Agrarmarketings des Freistaates Bündelung und mehr Sichtbarkeit bietet.