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Nachfrageentwicklung 2021, Tagesreisen und Freizeitwirtschaft

©Quelle: dwif 2021

NACHFRAGEENTWICKLUNG JANUAR BIS DEZEMBER 2021

 
Thüringen-Tourismus leicht unter Vorjahresniveau

Grafik zu gewerblichen Übernachtungen 2021 im Vergleich zu 2020 und 2019 im Bundesländervergleich

2021 sind die gewerblichen Übernachtungen in Thüringen (Betriebe mit 10 Betten und mehr) im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent zurückgegangen. Deutschlandweit haben sie im gleichen Zeitraum um 2,6 Prozent zugenommen. Thüringen zählt damit ebenso wie die anderen ostdeutschen Bundesländer und Rheinland-Pfalz zu denjenigen, die das Niveau des ersten Pandemiejahres nicht wieder erreichen konnten. Im Vergleich zum letzten Normaljahr vor der Pandemie – 2019 – liegt Thüringen mit -36,0 Prozent auf Platz 7 und damit im Mittelfeld des Bundesländerrankings (Deutschland: -37,4 Prozent). 2021 konnten insbesondere die Stadtstaaten die starken Vorjahrsverluste wieder etwas abmildern, wenngleich die Rückgänge im Vergleich zu 2019 hier noch besonders stark sind. Ein kleiner Lichtblick: Die Übernachtungen ausländischer Gäste sind trotz monatelangem Lockdown in Thüringen 2021 wieder um 18,6 Prozent gestiegen (Deutschland: -3,1 Prozent). Neben den osteuropäischen Märkten, aus denen viele Monteure und Saisonarbeiter nach Thüringen kommen, waren auch Top-Märkte wie Österreich oder Italien wieder deutlich im Plus. Der niederländische und der britische Markt verzeichneten hingegen weiterhin deutliche Rückgänge, da diese gerade in den reiseintensiven Sommermonaten im eigenen Land mit hohen Inzidenzen und entsprechenden Restriktionen bei Reisen nach Deutschland zu kämpfen hatten. Die Aufenthaltsdauer lag 2021 mit 2,9 Tagen auf dem Niveau von 2020 und damit noch 0,3 Tage über dem Niveau des Jahres 2019.

Auch der Blick auf die Auslastung der Schlafgelegenheiten zeigt, in welchen Bundesländern es 2021 wieder besser lief. Mit einer Auslastung von 28,3 Prozent liegt Thüringen im Bundesländervergleich ebenfalls im Mittelfeld. 2021 ist die Auslastung noch einmal um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Von den Werten des Jahres 2019 war man auch 2021 noch weit entfernt.

Gewerbliche Ankünfte/Übernachtungen 2021 im Vergleich zu 2020 und 2019, unterteilt in Regionen ThüringensDie Entwicklung auf Regionsebene in Thüringen ist erneut sehr ambivalent. Die Städte Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar verbuchten auch aufgrund der erfolgreichen Buga in Erfurt 2021 13,2 Prozent mehr Übernachtungen als 2020. Trotz dieses Wachstums haben sie nach der Region Südharz Kyffhäuser noch den größten Übernachtungsverlust im Vergleich zu 2019, was auf die meisten Städtedestinationen in Deutschland zutrifft. Das Thüringer Vogtland konnte die Vorjahresverluste 2021 mit 10,2 Prozent mehr Übernachtungen ebenfalls etwas vermindern. Im Thüringer Wald wurden die Verluste aus 2020 auch 2021 noch nicht aufgefangen. Die Übernachtungen gingen entgegen der Entwicklung in allen Mittelgebirgsdestinationen in Deutschland erneut um 9,7 Prozent zurück.

 

Ableitungen

Die Entwicklungen 2021 zeigen, dass die Reiselust der Bevölkerung ungebrochen hoch ist. Hiervon profitieren nicht nur die naturnahen Destinationen, sondern auch die Städte wie die positive Übernachtungsentwicklungen von thüringischen und bundesweiten Städtedestinationen zeigen. Das Bedürfnis nach kulturellen Erlebnissen ist groß und damit kehrt auch der Wunsch nach Städtereisen zurück. Die thüringischen Tourismusorganisationen und Betriebe sollten darauf gut vorbereitet sein. Transparente Hygienekonzepte und flexible Buchungs- und Stornobedingungen dürfen hierbei nicht fehlen und sollten klar kommuniziert werden, da auch 2022 die Pandemie beim Reisen noch eine Rolle spielen wird. Gezielte Maßnahmen zur Besucherlenkung können dabei helfen, stark frequentierte Orte zu entlasten. Eine passgenaue Zielgruppenansprache ist darüber hinaus unerlässlich, um Gästen ein optimales Urlauberlebnis zu bieten. Bei längeren Aufenthalten in den Flächendestinationen sollten zunehmend auch wieder Ausflüge in die thüringischen Städte eingebaut werden. Hier ist die Produktentwicklung gefragt. Gleichzeitig steigt die Erfahrung im Umgang mit der Pandemie bei Auslandsreisen, so dass als Reiseoptionen wieder stärker in den Vordergrund rücken. Im Wettbewerb gilt es über Marketingaktivitäten eine hohe Aufmerksamkeit zu sichern und beim Aufenthalt vor Ort über Service- und Hardwarequalität zu überzeugen.

 

 

TAGESREISEN

 

Zum Jahresende weniger Tagesausflüge als im Normaljahr

Niveau der privaten Tagesausflüge pro Kopf nach KalendermonatenDer Tagesreisenmarkt in Ostdeutschland zeigte 2021 mit rund 424 Mio. Tagesreisen (Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen) und einem Plus von einem Prozent eine stabile Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Damit lag das Volumen noch knapp 14 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Diese Daten aus dem dwif-Tagesreisenmonitor wurden im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Ostdeutschland exklusiv veröffentlicht. Zudem hat sich die Entwicklungskurve bundesweit seit Mitte 2021 wieder deutlich dem Normalniveau angenähert. Auch bei den Aktivitäten im Rahmen der Tagesausflüge gibt es seit dem zweiten Halbjahr 2021 eine zunehmende Normalisierung, etwa bei den Gastronomie-Besuchen und beim Shopping. Der Besuch von Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen liegt nach wie vor deutlich unter dem Niveau eines Normaljahres. Im Vergleich der ostdeutschen Bundesländer kommen Thüringen und Brandenburg am besten durch die Krise. Wie sich in den letzten zwei Jahren deutlich gezeigt hat, wird nach Aufhebung von Restriktionen sehr schnell wieder ein hohes Volumen an Tagesausflügen erreicht, so dass für das Jahr 2022 durchaus realistisch erscheint, das Niveau eines Normaljahres wieder erreichen zu können.

 

Ableitungen

Ab Frühjahr 2022 ist gerade beim Besuch von Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen eine zunehmende Normalisierung zu erwarten. Eine weiterhin hohe Intensität bei der Nutzung touristischer Wege ist ebenfalls zu erwarten. Die Erwartungen der Tagesgäste sind hoch. Die Erlebnisqualität ist entscheidend und gerade bei Tagesreisen ist das Zeitmanagement wichtig.

Bei Freizeiteinrichtungen und im Bereich von Kulturveranstaltungen wird die Online-Buchbarkeit dabei immer wichtiger. Als Gast möchte ich möglichst wenig Zeit für die An- und Abreise, Wartesituationen vor Ort etc. vergeuden. Beim Naturerlebnis kommt es auf gute Vorabinformationen über die digitalen Kanäle (Stichwort Planung) und eine Top-Erlebnisqualität vor Ort an (z.B. Ertüchtigung der Wege, Beschilderung), ebenso wichtig ist ein professionelles Parkraummanagement für hochfrequentierte Zeiten.

 

 

FREIZEITWIRTSCHAFT IN THÜRINGEN

 

Besucherzahlen 2021 auf niedrigem Niveau stabilisiert, aber erneute Einbrüche zum Jahresende

Besucherzahlen Freizeitwirtschaft Thüringen 2019-2021Nach dem Lockdown zu Jahresbeginn waren auch die Monate am Jahresende für die Thüringer Freizeiteinrichtungen besonders herausfordernd. Aufgrund hoher Inzidenzen, eingeführter 2G-Regelungen und teils vollständiger Schließung konnte im November und Dezember nicht an die positive Entwicklung der Monate Juli bis Oktober angeknüpft werden.

Im Zeitraum Januar bis Dezember 2021 gingen die Besucherzahlen in Thüringen um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Damit hielten die Thüringer Einrichtungen aufgrund des hervorragenden Ergebnisses zwischen Juli und Oktober die Rückgänge weitaus geringer als die Einrichtungen in Ostdeutschland insgesamt. Die im Vergleich zum letzten Normaljahr 2019 fast noch halbierten Besucherzahlen zeigen jedoch, in welch schwieriger Situation sich die Einrichtungen nach wie vor befinden.

Die unterschiedliche Betroffenheit in der Freizeitwirtschaft wird bei einem Blick auf die einzelnen Kategorien deutlich: Stadtführungen, die im Vorjahr auch aufgrund des starken Einbruchs im Städtetourismus nahezu zum Erliegen gekommen waren, zogen 2021 wieder an (+85,7 Prozent). Auch Erlebnisbäder und Thermen – eine Kategorie, die besonders lange von Schließungen betroffen war – verbesserten ihr Vorjahresergebnis um 9,2 Prozent. Museen/Ausstellungen und Freilichtmuseen/Besucherbergwerke verloren hingegen auch 2021 erneut Besucher im zweistelligen Bereich (-15,6 Prozent bzw. -16,8 Prozent).

 

Ableitungen

Für die Thüringer Freizeiteinrichtungen heißt es für 2022, mit einer hohen Servicequalität und spannenden Angeboten Besucher wieder in die Einrichtungen zu bringen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn in den letzten zwei Jahren haben auch viele Einheimische mangels Reisealternativen ihre nähere Umgebung entdeckt und können mit immer wieder neuen Angeboten zu Stammgästen für die Einrichtungen werden. Auch 2022 wird noch ein hoher Anteil an Urlaubsreisen ins eigene Land führen, wovon auch die Thüringer Freizeiteinrichtungen profitieren werden. Voraussetzung hierfür ist eine weiterhin hohe Investitionsbereitschaft der Thüringer Einrichtungen inkl. Fördermöglichkeiten durch die öffentliche Hand, um das Qualitätsniveau hochzuhalten und im Wettbewerbsvergleich mithalten zu können.

 

Weiterführender Artikel:

Qualität, Gästezufriedenheit und Reiseverhalten 2022

Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie hier: 

Marktforschungsnewsletter 01/2022 - Aktuelle Marktentwicklung im Gastgewerbe und der Freizeitwirtschaft (1.0 MiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239


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