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Megatrends und ihre Bedeutung für den Thüringen-Tourismus

©Quelle: Zukunftsinstitut

Megatrends bestimmen Angebot und Nachfrage

Zentrale Merkmale von Megatrends Darstellung mit vier blauen Kreisen©Quelle: dwif 2021 nach ZukunftsinstitutUm die Zukunftsfähigkeit des Tourismus in Thüringen sicherzustellen, gilt es, kontinuierlich gesellschaftliche Entwicklungen und die übergeordneten Megatrends im Blick zu behalten. Die zwölf Megatrends des Zukunftsinstitutes orientieren sich dabei weniger an kurzfristigen „Hypes“, sondern vielmehr an tatsächlich relevanten gesellschaftlichen Tiefenströmungen und Wandelbewegungen. Megatrends haben in der Regel eine Dauer von mehreren Jahrzehnten und prägen die Gesellschaft und damit die Anforderungen an die Tourismusbranche nachhaltig. Die bislang absehbaren Veränderungen durch die Corona-Pandemie werden explizit berücksichtigt.

Die für den Thüringen Tourismus besonders relevanten Megatrends sind

  • Konnektivität,
  • Neo-Ökologie,
  • New Work und
  • Urbanisierung (im Zusammenspiel mit dem Gegentrend Rurbanisierung)

Und werden im Folgenden näher ausgeführt.

zwölf Megatrends des Zukunftsinstitus Darstellung mit 12 Grafiken©Quelle: dwif 2021 nach ZukunftsinstitutZu allen weiteren Megatrends – Globalisierung, Gesundheit, Individualisierung, Mobilität, Gender Shift, Sicherheit, Silver Society, Wissenskultur – stellt das Zukunftsinstitut Informationen und Hintergründe zur Verfügung: Megatrends Zukunftsinstitut.

 

 

Konnektivität

Grafik mit schwarzem Hintergrund und orangenem Kreis in dem Kreise mit Linien verbunden sind©Quelle: dwif 2021Die Vernetzung auf Basis digitaler Infrastrukturen ist das dominante Grundmuster des gesellschaftlichen Wandels im 21. Jahrhundert. In den nächsten Jahr(zehnt)en wird sich dieser Megatrend aller Voraussicht nach immer stärker in Richtung Real-Digitalität entwickeln: Hier steht nicht mehr das Ob im Vordergrund, wenn es um den Einsatz digitaler Technologien geht, sondern das Wie und Wofür – und letztendlich eine achtsame Ausbalancierung des Digitalen und des Analogen bei einer möglichst originalgetreuen Abbildung unserer Realität im Digitalen.

Ableitungen

Im Kontext der so genannten Netzwerkökonomie sind diejenigen Unternehmen erfolgreich, die vom Austausch mit ihrer Umwelt leben (Gästen, Partnern und Wettbewerbern) und die Lern- und Entwicklungsfähigkeit des gesamten Systems, in dem sie sich befinden, einbeziehen. Hier hat der Thüringen Tourismus in den letzten Jahren bereits wichtige Schritte getan und durch das Tourismusnetzwerk Thüringen sowie weitere Netzwerke und Austauschformate im Rahmen der Umsetzung der Tourismusstrategie eine gute Basis geschaffen.

Der Megatrend wirkt sich weiterhin stark auf Lebensstile, Verhaltensmuster und das Kommunikations- und Informationsverhalten der Gäste vor, während und nach der Reise aus. Der Schlüsselbegriff ist dabei Open Data: die Möglichkeit Content-Strukturen so miteinander zu vernetzen, dass ein einfacher Austausch von Daten und Zugang zu diesen gewährleistet werden kann. Die Content-Architektur ThüCAT nimmt dabei eine wichtige Vorreiterfunktion ein – die Umsetzung bis auf Ebene der Leistungsträger gilt es weiter voranzutreiben – gerade auch mit Blick auf den deutlichen Schub durch die Corona-Pandemie. Entscheidend ist hierbei die Dateninfrastruktur (Datenharmonisierung & -qualität) sowie die digitale Ausstattung (z.B. Sensorik, Blockchain), um eine künftige Verwendung von KI, Internet of things, Kryptowährungen und Co. erst zu ermöglichen.

Digitalisierung heißt stets am Ball bleiben, viel Neues ausprobieren und lernen, sich ständig an neue Entwicklungen anzupassen. Dazu braucht es flexible und agile Organisationsstrukturen, die intensiv Wissenstransfer von der Landes- über die regionale bis zur Ortsebene leben sowie neue, interdisziplinäre Kooperationen und Netzwerke, die vorhandenes technologisches Know-how und Innovationspotenzial im Land auch für den Tourismus nutzbar machen. Hierbei nimmt die TTG eine Vorreiterfunktion ein.

 

Neo-Ökologie

schwarze Grafik mit weißem Blatt in grünem Kreis ©Quelle: dwif 2021Nachhaltigkeit ist einer der zentralen Transformationstreiber für die nächsten Jahrzehnte. Das Zukunftsinstitut bezeichnet die „Neo-Ökologie“ sogar als den „wichtigsten Megatrend unserer Zeit“, der die 2020er Jahre stärker prägen wird als jeder andere Megatrend. Gerade die „grüne“, ökologische Säule der Nachhaltigkeit gewinnt durch die politischen Rahmenbedingungen auf oberster Ebene enorm an Fahrt: Mit dem European Green Deal ist die strategische Entwicklung in der EU bis 2050 eindeutig geprägt von einem konsequent nachhaltigen Wirtschaften – in erster Linie ökologisch konnotiert (Klima- und Ressourcenschutz), aber mit wesentlichen Elementen auch im Bereich der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit.

Ableitungen

Gerade bei der ökologischen Nachhaltigkeit zeigt der Thüringen-Tourismus noch deutlichen Aufholbedarf – das Thema sollte zukünftig stärker strategisch verankert werden.

  • Nachhaltig konsumieren und wirtschaften heißt damit zukünftig klüger und nicht weniger: dabei spielen technische Innovationen eine wichtige Rolle.

  • Die Wirtschaft von morgen entwickelt sich immer stärker in Richtung Wertesystem (Gemeinwohl, Postwachstum etc.) und lokale/regionale Kreisläufe. Auch regionale Produkte spielen aus Kundensicht eine immer größere Rolle. Hier kann Thüringen an bestehende Angebote wie z. B. die Thüringer Tischkultur anknüpfen. Aber nicht nur die Kulinarik spielt eine Rolle, sondern z.B. auch die Baukultur, verwendete Materialien, Mobilitätsangebote (z.B. Rennsteigticket) etc. Nachhaltigkeit wird dabei von Gästen oftmals bereits als Must-Have gesehen und nicht als Add-on.

  • Bei einer nachhaltigen Ausrichtung kommt es darauf an, authentisch zu bleiben und Nachhaltigkeit tatsächlich zu leben. Es geht dabei um das Eintauchen in Natur und Kultur mit möglichst geringen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt (Slow Tourism) bis hin zu ganzheitlich nachhaltigen Reiseketten.

  • Die Implementierung von nachhaltigen Angeboten entlang der gesamten touristischen Servicekette wird zu einer immer wichtigeren Aufgabe im Tourismus, da Nachhaltigkeitsthemen aus Gästesicht eine immer wichtigere Rolle spielen: Was im Alltag gelebt wird, fordern Gäste auch im Urlaub ein, gerade auch bei den Schwerpunktzielgruppen im Thüringen-Tourismus. Nachhaltigkeit entwickelt sich vom Besonderen (Wow-Kriterium) zur Selbstverständlichkeit (Must-Have) für Tourismusdestinationen.

 

New Work

schwarze Grafik mit aufgeklapptem Laptop auf dunkelgrünem Kreis©Quelle: dwif 2021Die Veränderungen in der Arbeitswelt sind divers: Die jüngeren Generationen haben andere Vorstellungen von Leben und Arbeit, der Arbeits- und Fachkräftemangel hat den Arbeitsmarkt innerhalb weniger Jahre von einem Anbieter- in einen Nachfragermarkt verwandelt – hinzu kommen die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie: viele Fachkräfte sind abgewandert, Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Das alles zwingt die Tourismusbranche zum radikalen Umdenken, denn New Work verändert grundsätzlich die Haltung in Unternehmen: Der Mensch steht im Mittelpunkt des Handelns, es geht um die Sinnfrage der Arbeit, die Potenzialentfaltung jedes einzelnen Menschen sowie um die Symbiose zwischen Leben und Arbeit. Unternehmenskultur dreht sich mehr denn je um Augenhöhe, Vertrauen, Verantwortung und Wirksamkeit.

Ableitungen

Nur durch attraktive Arbeitsbedingungen, echte Wertschätzung und ein neues Verständnis der Arbeitswelt kann der Tourismus zukunftsfähig bleiben.

  • Bereits vor der Corona-Pandemie hat Thüringen durch die BARCAMPS Tourismus mit und für Auszubildende eine starke Initiative für die Fachkräftesicherung gestartet – unterbrochen durch die Pandemie. Es muss nun an Begonnenes angeknüpft und bereits gewonnene Ergebnisse sollten genutzt werden. Dies allein wird jedoch nicht ausreichen. Für eine dauerhafte Sicherung der Nachwuchs- und Arbeitskräfte in der Servicebranche Tourismus braucht es ein gemeinsames Maßnahmenbündel, getragen von Politik, Verbänden und natürlich den Betrieben selbst. Neben den Aktivitäten innerhalb Thüringens wird z.B. das Sparkassen-Tourismusbarometer das Thema des touristischen Arbeitsmarktes rund um Fachkräftebindung und -gewinnung sowie die Unternehmensnachfolge als Schwerpunkt 2022 aufgreifen. Ziel ist es, konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen abzuleiten. Hinweise zu New Work und Agilität lassen sich bereits aus dem Jahresbericht 2020 ableiten.

  • Doch auch die Nachfrage im Tourismus wird maßgeblich von neuen Entwicklungen, die Leben und Arbeit betreffen, beeinflusst. Die Pandemie hat die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen weiter vorangetrieben: Remote Work oder gar Workation als Verbindung von Urlaub und Arbeitszeit in Zusammenhang mit einem Boom von Co-Working-Orten sind relevante Trends für Städte aber chancenreich vor allem auch für den ländlichen Raum. Sie bedeuten neue Kundenbedürfnisse und eröffnen der Branche völlig neue Angebotsmöglichkeiten und -kombinationen.

 

Urbanisierung

schwarze grafik mit Hochäusern in pinkfarbenem Kreis©Quelle: dwif 2021Städte sind die wichtigsten Lebensräume der Zukunft: Als dynamische Systeme sind sie kreative Problemlöser für globale Herausforderungen. Die Stadt von Morgen ist dabei dynamisch und adaptiv und entwickelt flexible Wohn-, Arbeits- und Bildungsmodelle. Nachbarschaftsplanung im Sinne der „15-Minuten-Stadt“ oder „Vertical Villages“, bei denen alle wichtigen Bedürfnisse in nächster Nähe erfüllt werden können, verbinden Mobilität, Klimawandel, Gesundheit und soziale Nähe. Smart Cities bieten vernetzte technische Lösungen für die Herausforderungen des Stadtlebens – ihre Weiterentwicklung, die Responsive City, geht sogar einen Schritt weiter: Der Mensch steht im Mittelpunkt, Technologie hat eine unterstützende Funktion und ermöglicht die Gestaltung im Sinne der Bewohner selbst. Doch die Corona-Pandemie hat den Zuzug in die Metropolen abgeschwächt, während die ländlichen Räume immer stärker individualisierte und kreative Lebensmodelle anziehen. Neue Impulse kommen zunehmend aus der „Progressiven Provinz“, ermöglicht durch die Remote-Kultur. Parallel bilden sich dörfliche Strukturen in den Städten: Co-Working, Urban-Gardening etc.

Ableitungen

Fakt ist: die Menschen streben nach urbaner und ruraler Lebensqualität, was sich auch auf den Tourismus in Thüringen übertragen lässt. Eine ganzheitliche Lebensraumgestaltung in der Stadt und auf dem Land kommt dabei Gästen wie auch Einwohnern zugute und schafft ein attraktives Vor-Ort-Erlebnis. Durch die Ansiedlung innovativer Konzepte und Angebote in Verbindung mit entsprechender unterstützender Infrastruktur im ländlichen Raum lässt sich ein neuer Austausch zwischen Stadt und Land erreichen. Dies stärkt die Lebensqualität für die Menschen vor Ort und die Aufenthaltsqualität für Gäste. Regionalentwicklung und Tourismusentwicklung können hier Synergien heben, ein wichtiges Aufgabenfeld der Tourismusorganisationen von morgen auf regionaler und Landesebene.

 

Weiterführender Artikel

Nachfrageentwicklung Januar bis Juli 2021

 

Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie wie folgt:

Marktforschungsnewsletter 5/ 2021: Aktuelle Marktentwicklung im Thüringen-Tourismus und Megatrends im Tourismus (1.1 MiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239


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