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Nachfrageentwicklung Januar-April 2021

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Aktuelle Marktentwicklung: Weitere Übernachtungsrückgänge im Lockdown und Stillstand in der Freizeitwirtschaft bis April, hoffen auf den Sommer und worauf es jetzt ankommt.

 

Fakten-Ecke: 29 Prozent

3 von 10 gastgewerblichen Betrieben in Thüringen, die bisher ausgebildet haben, planen künftig nicht mehr auszubilden. Hier braucht es gemeinsame Lösungsansätze von Verbänden, Politik und Touristikern. Im Vergleich zum Wettbewerb steht Thüringen damit noch verhältnismäßig gut da. Bundesweit sind es 34 Prozent, in Ostdeutschland sogar knapp die Hälfte der Betriebe.

 

Nachfrageentwicklung 1. Tertial 2021

Nachfrage aus dem Ausland geringer von den Einschränkungen betroffen

Das Pandemie-bedingte Verbot von privattouristischen Übernachtungen zwischen Januar und Juni 2021 führte zu erneuten Rückgängen im Thüringen-Tourismus. Die Übernachtungszahlen sind in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 im Vergleich zum Vorjahr, in dem aufgrund des Lockdowns von Mitte März bis Ende April 2020 ebenfalls keine Übernachtungen möglich waren, nochmals um -51,4 Prozent gesunken. Die Übernachtungen der ausländischen Gäste sanken dabei mit -38,6 Prozent weniger stark als die der inländischen Gäste (-52,1 Prozent). Dies zeigt die Bedeutung von ausländischen Geschäftsreisenden sowie Monteuren und Saisonarbeitskräften für die Beherbergungsbetriebe. Die Aufenthaltsdauer ist mit 4,8 Tagen im Vergleich zum letzten Normaljahr 2019 um 2,2 Tage gestiegen. Am deutlichsten zeigt sich dieser Anstieg in der Thüringer Rhön (von 4,9 Tage 2019 auf 11,6 Tage 2021). Dies hat zwei Gründe: Die oben genannten beruflich motivierten Übernachtungen und die anteilsmäßig nun stärker wirkenden Aufenthalte in Vorsorge- und Rehakliniken. In den Städten Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar ist die Aufenthaltsdauer nahezu unverändert geblieben.

Die Reiseregionen waren von den Auswirkungen des Verbots touristischer Übernachtungen durchaus unterschiedlich betroffen. Während in der Thüringer Rhön im Vergleich zum Jahr 2020 nur rund jede fünfte Übernachtung wegfiel, waren es in den Städten Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar zwei von drei Übernachtungen. Bundesweit kommt der Städtetourismus noch nicht wieder in Schwung. Licht am Ende des Tunnels: Viele Deutsche können sich vorstellen, bereits im 2. Halbjahr 2021 wieder einen Städtetrip zu unternehmen, wenn denn die Angebotsvielfalt wieder erlebbar ist. Die im Mai/Juni ausgespielte Querbeet-Kampagne, die Fortführung der Bundesland-übergreifenden Kooperation „Entdecke Deutschland“ (inkl. großer DB-Kampagne) oder begleitende Social Media-Maßnahmen im Rahmen der Aktion „Wir haben Euch vermisst“ sind Teil der umfangreichen Restart-Maßnahmen, die seitens der TTG zur Steigerung der Nachfrage erfolgen.

 

Ableitungen

In der nun laufenden Re-Start-Phase kommt es neben dauerhaften Erfolgsfaktoren wie einer guten Service- und Hardwarequalität auf einige (post-) pandemische Urlaubsanforderungen an: Gesundheit und Sicherheit –hier gilt es am Ball zu bleiben und nicht nachzulassen bei Hygienekonzepten und Co. Verlässliche Informationen, das bedeutet insbesondere auch aktueller und qualitativ hochwertiger Content, sind für das Gästeerlebnis wichtiger denn je. Flexibilität und Kurzfristigkeit rund um Buchungs- und Stornierungsbedingungen sind entscheidende Faktoren. Der Trend zu Outdoor- und Naturreisen bleibt bestehen. Neue Angebote und die Kombination von Städte- und Naturerlebnissen können zusätzliche Potenziale freisetzen.

 

Freizeitwirtschaft 1. Tertial 2021

Nahezu kompletter Stillstand in Thüringens Freizeitwirtschaft

94,9 Prozent weniger Besucher in Thüringens Freizeiteinrichtungen zwischen Januar und April 2021 ist die Bilanz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Anbetracht der hohen Inzidenzen zu Jahresbeginn und im April insbesondere in Thüringen ist das wenig verwunderlich. Nur vereinzelt konnten Angebote in Thüringen z. B. im Bereich touristischer Verkehrsträger überhaupt Besucher/Fahrgäste empfangen. Nahezu alle Kategorien hatten zwischen Januar und April geschlossen, im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern, wo Teilöffnungen im März und April möglich waren und auch die Außenanlagen von Zoos/Tierparks geöffnet hatten. Erlebnisbäder/Thermen waren sogar ähnlich wie in anderen Bundesländern bis in den Juni hinein noch nicht geöffnet. Bei der Betrachtung des Ausmaßes der Auswirkungen der Corona-Pandemie helfen auch die Vergleiche der Monate Januar bis April 2020 gegenüber 2019 (-49,7 %) sowie Januar bis April 2021 gegenüber 2019 (-97,2 %).

 

Ableitungen

Bei den derzeit niedrigen Inzidenzzahlen und einem weiteren Voranschreiten der Impfkampagne ist davon auszugehen, dass sich die Besucherzahlen im Laufe der Sommermonate dem Niveau aus dem letzten Sommer annähern. Abstands- und Hygieneregeln sowie Kapazitätsbeschränkungen werden die Besucherzahlen der Freizeiteinrichtungen jedoch auf absehbare Zeit limitieren. Hiervon werden Indoor-Einrichtungen stärker betroffen sein, als Angebote an der frischen Luft. Neben den privatwirtschaftlichen Einrichtungen, die von Überbrückungshilfen und Co. stärker profitieren konnten, sollten insbesondere auch die kommunalen Betreibergesellschaften (z. B. Spaßbäder/Thermen, Museen) bei Fragen des weiteren Unterstützungsbedarfes (z. B. Liquidität, Investitionen) im Blick behalten werden.

 

Gästelenkung

Corona-Pandemie befeuert die Notwendigkeit der Lenkung von Gästeströmen

Ein aktives Besucher*innen-Management gehört nicht erst seit Corona zu den Aufgaben von Destinationsmanagementorganisationen (DMOs). Doch die Folgen der Pandemie – und mit ihr eine zum Teil noch größere Tourismusintensität aus dem Inland, gepaart mit den neuen Hygiene-, Abstands- und Sicherheitsauflagen – erhöht die Dringlichkeit, sich mit den Möglichkeiten der Lenkung von Gästeströmen auseinanderzusetzen. Es ist vor allem eine intelligente Besucher*innenlenkung gefragt, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden und die Gäste so weit wie möglich im Raum zu verteilen. Das gilt sowohl räumlich (Wo können sich Besucher*innen bewegen, ohne auf zu viele andere Gäste zu stoßen?) als auch zeitlich (Wie lenke ich Reiseströme hin zu weniger stark frequentierten Orten, an Tagen und zu bestimmten Tageszeiten?). Das ist und bleibt in diesen Zeiten mitentscheidend, erhöht aber auch mittelfristig die Aufenthalts- und damit die Erlebnisqualität. So wird in vielen Destinationen bereits an Systemen für die Gästeerfassung und -lenkung gearbeitet. Teilweise analog, wie etwa im Ruhrgebiet, wo Radfahrende von den überlasteten Hauptrouten auf weniger bekannte Touren gelenkt werden. In erster Linie aber digital: So können Besucher*innen mit Hilfe von Apps (Mobile oder Progressive Web Apps) oder Mobilfunkdaten in Echtzeit geortet, informiert und gelenkt werden.

Weitere Informationen: Besucherlenkung in Tourismus digital 4/2020, DTV-Handlungsleitfaden zur Besucherlenkung, dwif-Online-Reihe „Gästelenkung in touristischen Destinationen“

 

Ableitungen

  • Die Grundlage für ein intelligentes Besuchermanagement muss eine entsprechende Datenmanagement-Plattform sein. Ohne eine solche zusammenführende Grundstruktur bleiben alle Datensammelaktivitäten Insel- oder Rumpflösungen, die nicht mit anderen wichtigen Strukturen der Destination vernetzt sind.
  • Dauerhaft erfolgreich sind die Lösungen nur, wenn sie für möglichst alle Beteiligten einen erkennbaren Nutzen Jedes Projekt verlangt deshalb auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen aller Partner*innen.
  • Ein wichtiger Aufgabendreiklang: kommunizieren, vermitteln, übersetzen. Zuständige Projektleiter*innen bei den DMOs sollten immer auch gute Kommunikatoren sein und Spaß haben, zwischen Technologie und Menschen zu vermitteln – ein gewisses technisches Grundverständnis ist vorausgesetzt.
  • Die DMOs in Deutschland stehen trotz vieler Anstrengungen erst am Anfang der Digitalisierung. Vielfältige bereits heute gegebene Informationsquellen v. a. im Back End von genutzten CMS-, Navigations- und Buchungssystemen über regionale Apps bis hin zu Schnittstellen zu externen Datenquellen werden bislang kaum systematisch ausgewertet. Sie helfen aber, mehr über Gäste und ihre Aktivitäten sowie Bewegungen im Raum zu erfahren. Zudem werden manche Systeme erst dann wirklich umfänglich nutzenstiftend, wenn auch die örtliche Bevölkerung sie gleichrangig wie auswärtige Besucher nutzt.
  • Gerade der Corona-Sommer hat gezeigt: Gäste lassen sich nur ungern in ihren Aktivitätsmustern beeinflussen. Destinationen und Technologierunternehmen können noch so viele digitale Tools für die Erfassung, Analyse und Lenkung von Besucher*innen entwickeln. Ohne das analoge Management vor Ort bringen diese jedoch kaum Nutzen. Digitale Lösungen, die klare Verantwortlichkeit der Partner*innen in der Destination sowie Anreizsysteme sind daher weitere wichtige Voraussetzungen.

 

Weiterführender Artikel:

Resilienz im Tourismus

Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie wie folgt:

Marktforschungsnewsletter 4/ 2021: Nachfrageentwicklung 1. Tertial 2021 und Resilienz im Tourismus (472.8 KiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239


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