Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Neben dem Alltagsleben, das seit einem knappen Jahr starken Reglementierungen unterworfen ist, wird auch unser Reiseverhalten stark beeinflusst. Aber die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen: 55 Prozent haben sehr große/große Reiselust (Quelle: ReisePuls Deutschland, repräsentative Online-Befragung in Deutschland, Befragungszeitraum 16./17. Dezember 2020). Eines ist klar: Der Urlaub im eigenen Land hat 2020 stark an Bedeutung gewonnen. Wie eine Studie der Allianz Partners im Juli 2020 gezeigt hat, verbrachten in Vor-Corona-Zeiten drei von zehn Deutschen ihre Ferien im eigenen Land, im Sommer 2020 hingegen planten sechs von zehn Befragten Urlaub in der Heimat. Und auch 2021 wird Deutschland als Reiseziel bei der deutschen Bevölkerung mit ganz oben stehen, wenngleich sich in Umfragen auch das Fernweh der Deutschen wieder stärker bemerkbar macht. Weitere Entwicklungen:
Wie reisen wir 2021? Was lässt sich aus aktuellen Marktforschungsstudien zum (veränderten?) Reiseverhalten im Zuge der Auswirkungen der Corona-Pandemie ableiten? Dies wird das Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe 02/2021 des TTG Marktforschungs-Newsletters.
Viele Betriebe hatten in den letzten Monaten andere Sorgen, als sich Gedanken um die Zufriedenheit ihrer Gäste zu machen. Immer wieder und gerade jetzt stehen Existenzen auf dem Spiel und liquide Mittel werden knapp. Das darf jedoch nicht dazu führen, die Qualität zu vernachlässigen. Sobald Ausflüge und Übernachtungsreisen wieder möglich sind, werden die hohen Qualitätserwartungen der Gäste weiterhin vorhanden und insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Hygiene noch gestiegen sein. Dass Gäste eventuell vorübergehend mehr auf den Preis eines Angebotes achten müssen, bedeutet nicht, dass ihr Anspruch an das Qualitätsniveau sinkt.
Die gängigen Zertifizierungs- und Klassifizierungssysteme können mit Blick auf das Qualitätsbewusstsein der Betreiber und ihrer Teams sowie bei der Qualitätssteigerung im eigenen Betrieb eine wichtige Unterstützung sein. Eine Analyse im Rahmen des Tourismusbarometers zeigt, dass Betriebe, die an Qualitätsinitiativen teilnehmen, bessere Online-Bewertungen (einen höheren TrustScore) erzielen. Gäste wiederum buchen häufiger ein Hotel mit einer höheren Bewertung, und jeder zweite Deutsche ist sogar bereit, für einen Unterkunftsbetrieb mit Top-Gästebewertungen etwas mehr zu zahlen. Letzteres gilt auch für Betriebe, die über eine offizielle Klassifizierung verfügen. Eine Studie des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) ergab darüber hinaus, dass der Vermietungspreis pro Quadratmeter und Tag mit jedem DTV-Klassifizierungsstern steigt. Qualitätsanstrengungen zahlen sich also aus, dafür gibt es jedoch mehr Indikatoren als nur steigende Gästezahlen. Qualität wirkt sich positiv auf die Gästezufriedenheit aus und eröffnet Spielraum bei der Preisgestaltung.
Deutschlandweit verlieren Klassifizierungssysteme und Qualitätslabel schon seit Jahren Teilnehmende. Auch in Thüringen bestätigt sich dieser Trend. Lediglich das Label „Reisen für Alle“ kann deutliche Zuwächse verzeichnen (weitere Infos: Kennzeichnungssystem “Reisen für Alle” | Tourismusnetzwerk Thüringen), die Teilnehmendenzahl an der ADAC-Campingklassifizierung ist stabil.
Bei den Sterneklassifizierungen des DEHOGA (Hotellerie) und des DTV (Ferienhäuser/-wohnungen) zeigen sich in Thüringen trotz abnehmender Gesamtzahl jedoch Unterschiede. Während Thüringen 2020 bei der Hotelklassifizierung mit einem Anteil von 53,6 Prozent klassifizierter Betriebe im Bundesländerranking nach wie vor führend ist und interessierten Reisenden damit eine hohe Transparenz bietet, belegt das Bundesland bei der DTV-Klassifizierung – im Boommarkt Ferienwohnungen/-häuser – unter den Flächenbundesländern den drittletzten Platz. Beim Anteil der zertifizierten 4- und 5-Sterne-Betriebe hat Thüringen sowohl in der Hotellerie (2020: 33,2 Prozent, D: 34,8 Prozent) als auch im Segment Ferienhäuser/-wohnungen (2020: 40,9 Prozent, D: 57,5 Prozent) noch Potenzial und liegt jeweils unter dem deutschen Durchschnitt.
Weitere Informationen unter Qualitätsinitiativen | Tourismusnetzwerk Thüringen
In punkto Gästezufriedenheit gibt es in Thüringen noch Luft nach oben. 2020 lag der TrustScore für Thüringen bei 84,1 Punkten (von 100) und damit unter dem deutschen Durchschnitt von 85,8 Punkten. In den letzten Jahren ist jedoch ein positiver Trend zu erkennen – Thüringen entwickelte sich sogar etwas dynamischer als der Bundesdurchschnitt. Das Eichsfeld platziert sich mit 86,8 Punkten unter den thüringischen Reisegebieten am besten und liegt im bundesweiten Destinationsranking auf Platz 29 von 142. Daran gilt es anzuknüpfen, denn vor dem Hintergrund des Bedeutungsgewinns von Urlaub im eigenen Land darf Thüringen hier nicht den Anschluss verlieren.
Für Betriebe und Destinationen bedeutet das:
Weiterführende Artikel:
Nachfrageentwicklung in Thüringen im Herbst 2020
Freizeitwirtschaft und Tagesreisen – der Einfluss der Corona-Pandemie
Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie wie folgt:
Marktforschungsnewsletter 1 2021 Nachfrageentwicklung In Thüringen Im Herbst 2020 (1.3 MiB)