Die Thüringer Freizeiteinrichtungen begrüßten im Oktober 10,1 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr. Das sind im Wettbewerbsvergleich deutlich geringere Verluste (Deutschland -22,9 Prozent). Positiv entwickelten sich insbesondere Outdooreinrichtungen wie Freilichtmuseen oder Freizeit- und Erlebniseinrichtungen. Die kurze Erholungsphase zwischen Juli und Oktober, in der insbesondere in den Sommermonaten einige Thüringer Freizeiteinrichtungen wie die Leuchtenburg, der Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich oder die Thüringer Bergbahn sogar Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen konnten, darf jedoch nicht über die kritische Lage vieler Einrichtungen hinwegtäuschen. In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden 30,4 Prozent weniger Gäste gezählt. Insbesondere bei Stadtführungen, Erlebnisbädern und vielen Museen waren die Einbrüche noch deutlich höher.
(Die Gesamtzahlen der Freizeitwirtschaft beziehen sich auf 10 teilnehmende Bundesländer.)
Seit Anfang November ist der Großteil der Freizeiteinrichtungen aufgrund des erneuten Lockdowns geschlossen und ein Ende ist noch nicht absehbar. Lediglich Zoos/Tierparks sowie Parkanlagen können in einigen Bundesländern eingeschränkt öffnen. Die kommenden Monate werden aufgrund der Totalschließungen erneut hart für die Freizeiteinrichtungen. Wie eine Befragung im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers gezeigt hat, sah Anfang Dezember wie bereits im Oktober rund jede fünfte Freizeiteinrichtung ihre Existenz bedroht. Für Einrichtungen in privater Trägerschaft ist die Lage besonders kritisch. Einrichtungen, die von öffentlichen Trägern betrieben werden, haben zumeist weniger Existenzängste.
Für die kommenden Jahre zeichnet sich ein Investitionsstau ab, denn rund jede zweite Einrichtung muss voraussichtlich Investitionen verschieben oder ganz ausfallen lassen. Eine große Bedeutung kommt Hilfsprogrammen von Bund und Ländern zu, die Anfang Dezember bereits knapp die Hälfte der Freizeiteinrichtungen in Anspruch genommen hatten. Von Bedeutung waren hier insbesondere das Kurzarbeitergeld und Sofort- und Überbrückungshilfen (Befragung von Freizeiteinrichtungen in zehn Bundesländern, darunter Thüringen). Zusätzliche Online-Angebote, die bereits ein Drittel der Einrichtungen zur Verfügung stellt, können dazu beitragen, im Gedächtnis der Gäste zu bleiben und nach dem Re-Start zu echten Besuchen animieren. Eine Abschätzung der Betroffenheit einzelner Segmente der Freizeitwirtschaft seitens des dwif geht aus der folgenden Abbildung hervor.
Nachdem sich die Tagesreisen nach dem ersten Lockdown sehr schnell erholt haben und in den Sommermonaten bis hinein in den September das Vorjahresniveau deutschlandweit übertroffen wurde, gingen die Tagesreisenzahlen ab Oktober im Vorjahresvergleich wieder zurück. In der 42. Kalenderwoche lag das Volumen bundesweit 31 Prozent unter dem Vorjahresniveau, in der 44. Kalenderwoche 24 Prozent (spezifische Aussagen zum Tagesreisenmarkt in Thüringen sind unterjährig leider nicht möglich).
Auch im Herbst bestätigt sich bei den Aktivitäten der Trend der Vormonate: Naturnahe Aktivitäten wie Wandern, Radfahren sowie der Besuch von Landschafts- und Naturattraktionen haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Es ist davon auszugehen, dass auch Thüringen aufgrund seiner attraktiven Landschaftsräume und Angebote davon profitieren konnte. Shopping, der Besuch von Veranstaltungen oder Sehenswürdigkeiten oder ein Gastronomiebesuch waren hingegen weiterhin deutlich rückläufig. Die Erfahrungen aus dem Frühjahr 2020 zeigen, dass sich die touristischen Akteur*innen in Thüringen bereits jetzt auf eine starke Nachfrage bei den Tagesausflügen vorbereiten sollten, sobald diese wieder möglich sind. Auch der Zustrom an einigen Winterwochenenden in Hot Spots – trotz des Lockdowns – zeigt, wie wichtig Themen wie Besucherlenkung sind.
©Quelle: dwif-Tagesreisenmonitor
Für Betriebe und Destinationen bedeutet das:
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Marktforschungsnewsletter 1 2021 Nachfrageentwicklung In Thüringen Im Herbst 2020 (1.3 MiB)