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Entwicklung im thüringischen Gastgewerbe

 

Positive Stimmung und verbesserte Betriebskennzahlen bei den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben für notwendige Investitionen nutzen

Die konjunkturelle Situation in Deutschland – dem Hauptherkunftsmarkt der Gäste in Thüringen – liegt auf einem guten Niveau, wenngleich die Wirtschaftsdynamik in den Vorjahren noch besser war. Eine wachsende Wirtschaft bedingt stabile bis steigende Einkommen und fördert die Geschäftstätigkeit der Unternehmen. Daraus resultiert eine steigende Nachfrage, sowohl auf dem Geschäftsreise- und MICE-Segment als auch bei den klassischen Urlaubern. Allerdings ist zu beobachten, dass nach aktuellen Ergebnissen aus dem Ifo-Konjunkturklimaindex und anderen Kennzahlen die zukünftigen Erwartungen etwas verhaltener ausfallen.

 

Gewinnmarge im Thüringer Gastgewerbe erreicht Allzeithoch

Die insgesamt positive wirtschaftliche Lage ist auch im Thüringer Gastgewerbe spürbar. Die Betriebsergebnisse und damit finanzielle Lage der Betriebe verbessert sich konstant. Zuletzt steigerten die gastgewerblichen Betriebe in Thüringen ihre Gewinnmarge im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozentpunkte und weisen mit 10,7 % erstmals einen zweistelligen Wert auf*.

 

Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe in Thüringen steigt

Durch die steigenden Gewinne bleiben den Unterkünften in Thüringen mehr finanzielle Möglichkeiten für Investitionen, was u. a. zu leistungsstärkeren Betrieben im Beherbergungssegment führt. Jeder vierte Betrieb in Thüringen ist ein Vollhotel, das durchschnittlich 84 Betten vorhält. Zusammen erwirtschaften diese Betriebe über die Hälfte des Branchenumsatzes. Das bedeutet im Umkehrschluss: Kleinere Betriebe sind eher umsatzschwach. Obwohl sie fast ausnahmslos schwarze Zahlen schreiben, erzielen sie bei vergleichsweise niedrigen Marktpreisen nur geringe Beherbergungserträge. Nach Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen sind die Spielräume für Ersatz- oder Neuinvestitionen aus eigener Kraft äußerst begrenzt und in der Regel nur über Fremdfinanzierung realisierbar. In der Folge nimmt der Substanzwert der kleineren Unternehmen fortlaufend ab, was sich häufig in einem Nachlassen der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit niederschlägt. Bedenkt man außerdem, dass oftmals die Unternehmensnachfolge ungelöst ist, steht zu vermuten, dass die Marktbereinigung bei den kleinen Betrieben wie bisher weitergeht**.

 

Einschätzung der Geschäftslage fast auf dem bundesweiten Niveau

Bei der Suche nach den Erwartungen der Unternehmer*innen für die Zukunft hilft die DIHK-Saisonumfrage. 2018 bewerteten in Thüringen 89,5% der gastgewerblichen Betriebe die Geschäftslage als gut bis befriedigend. Damit holen sie auf und liegen bereits wieder fast auf dem bundesweiten Niveau. Die Thüringer Beherbergungsbetriebe schätzen die Situation etwas positiver ein als die Gastronomen. So knüpfte die Gastronomie 2018 wieder an vergangene Spitzenwerte an und die Beherbergungsbetriebe erreichten im 10-Jahresvergleich sogar einen neuen Höchstwert. Auch die Investitionsbereitschaft hat sich in Thüringen leicht verbessert: In sieben von zehn Beherbergungsbetrieben soll verstärkt investiert werden. Hier hinkt die Gastronomie noch etwas hinterher, nicht nur im Branchen- sondern auch im Bundesvergleich.

In Thüringen spielt bei der Investitionsplanung im aktuellen Jahr neben den Themen Modernisierung und Produktinnovation auch Rationalisierung*** eine Rolle. Interessant ist hier, dass die Investitionsbereitschaft der Beherbergungsbetriebe in Rationalisierungsprozesse im Bundesdurchschnitt an letzter Stelle genannt wird, in Thüringen aber an dritter Stelle. Genau andersherum sieht es bei Investitionen in Maßnahmen für den Umweltschutz aus. Dieser landet in Thüringen auf dem hintersten Platz und in Deutschland auf Platz drei****. Dies deutet auf Nachholprozesse im thüringischen Gastgewerbe hin. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor im deutschlandweiten Wettbewerb und muss bei der Angebotsplanung in den Fokus genommen werden.

Fachkräftesicherung und -akquise als Daueraufgabe im Gastgewerbe

Trotz der positiven Stimmung im deutschen Gastgewerbe steht die Tourismusbranche auch weiterhin vor Veränderungsprozessen. Die wohl größte Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Im Jahr 2018 waren in Thüringen 22.269 Personen sozialversicherungspflichtig im Gastgewerbe beschäftigt. Damit arbeiten rund 2,8 % der sozialversicherten Beschäftigen in Thüringen im Gastgewerbe. Hinzu kommen 9.843 geringfügig entlohnte Beschäftigte, mit einem Anteil von 30,7 % an allen Beschäftigten im thüringischen Gastgewerbe ein im Bundesdurchschnitt geringer Wert und positiver Indikator rund um das Thema Servicequalität und saisonübergreifende Beschäftigung.

2018 gaben in einer Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer gaben 2018 deutschlandweit 11,5 % der Befragten an, im kommenden Jahr weiteres Personal einstellen zu wollen, in Thüringen waren es nur 5,4 %. Gleichzeitig waren 2018 1.155 Arbeitsstellen im Gastgewerbe in Thüringen nicht besetzt, Tendenz seit Jahren steigend. Etwa jede vierte Ausbildungsstelle im Gastgewerbe in Thüringen blieb 2018 unbesetzt, bundesweit ist es jede fünfte.*****

 

Handlungsmaßnahmen für das Thüringer Gastgewerbe

Die aufgezeigten Rahmenbedingungen und Kennzahlen deuten in eine positive Richtung. Nun gilt es vorzusorgen und sich langfristig gut auf dem Markt aufzustellen. Das bedeutet konkret:

  • Im Gastgewerbe bedarf es zunehmend einer klaren Positionierung und Abgrenzung. Die Betriebe sind gut beraten, strategische Gesamtkonzepte zu erarbeiten und Schritt für Schritt umzusetzen.
  • Der wachsende unternehmerische Spielraum im thüringischen Gastgewerbe muss genutzt werden, um den bestehenden Investitionsstau Schritt für Schritt abzubauen. Die Qualitätsansprüche der Gäste werden weiter zunehmen und dies erfordert laufende Angebotsanpassungen. Allein Investitionen in den Bestand reichen jedoch nicht aus. Zusätzliche Impulse braucht das Land über Neuinvestitionen mit einer entsprechenden Strahlkraft (z. B. innovative Einzelangebote, Kettenbetriebe, größere Ferienanlagen).
  • Die Digitalisierung ist ein unumkehrbares Faktum. Auch hier sind Konzepte und Pläne zur Umsetzung auf der Betriebsebene gefragt sowie der Einsatz finanzieller Mittel für die entsprechende personelle und technische Ausstattung.
  • Die Branche ist bereits mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Gute Mitarbeiter müssen gut entlohnt werden. Darüber hinaus spielen Bindungsfaktoren wie „Flexibilität“und „Weiterbildung“ etc. eine immer größere Rolle, und hier sind die Betriebe hinsichtlich der Schaffung und Finanzierung diesbezüglicher Möglichkeiten in der Pflicht siehe auch
     https://www.saarland.de/dokumente/thema_tourismus/Bericht_Ad_hoc_Arbeitsgruppe.pdf. 
  • Zunehmend entscheiden Kooperationen und Netzwerke über die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Marketingkooperationen, Einkaufsgenossenschaften, Foren für Know-how-Transfer etc. können sich auszahlen – wenn Zeit und Geld investiert werden.  

 

Konkrete Hilfestellungen für Betriebe

Die Tourismusstrategie Thüringen 2025 hat Maßnahmen entwickelt um die Betriebe bei den anstehenden Handlungsmaßnahmen zu unterstützen.

  • Komfortdenker

Der Komfortdenker bietet Gastgebern in ihrer persönlichen Situation Hilfestellung und ist eine zentrale Anlaufstelle. Schluss mit dem Staffellauf von einer Institution zur nächsten, um den richtigen Ansprechpartner für ein spezielles Anliegen zu finden. Ein Anruf beim Netzwerk Komfortdenker genügt, um Ihnen sofort weiterzuhelfen oder Sie an die richtige Stelle zu vermitteln.

Thüringer Tourismus GmbH

Ines Kellner und Christiane Pfaff
Netzwerk Komfortdenker
Tel.: +49 361 3742259
Komfortdenker@thueringen-entdecken.de

 

  • Erlebniswerkstatt

Mit dem digitalen Tool können Inspiration, Planung und Durchführung von neuen Projekten jederzeit mit einem Mausklick starten. Wechseln Sie von der Angebots- zur Gästeperspektive: Lassen Sie sich von Best Practice-Beispielen zu neuen Produktideen inspirieren, indem Sie relevante Themengebiete für Ihr Unternehmen und Ihre Region auswählen. Entwickeln Sie Ihre eigene Idee Schritt für Schritt mit der Erlebniswerkstatt, um ein maßgeschneidertes Angebot für Ihre Zielgruppe zu schaffen.

Link zur Betaversion: https://erlebniswerkstatt.thueringen.tourismusnetzwerk.info/#/

Weitere Projekte und Maßnahmen zur Umsetzung der Tourismusstrategie Thüringen 2025 finden Sie hier:

Tourismusstrategie Thüringen 2025 Umsetzungsstand Dezember 2019 (1.4 MiB)

 

Anmerkungen und Quellen (*)

* Die Gewinnmarge bezieht sich auf das Geschäftsjahr 2016 im Vergleich zu 2015. Aufgrund der Verfügbarkeit der Jahresabschlüsse liegen die Bilanzdaten wie auch die Umsatzsteuerstatistik immer ca. 1 ½ Jahre zurück.

** dwif auf Basis des Betriebsvergleichs für die Hotellerie und Gastronomie Thüringen.

*** Rationalisierung bezeichnet Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz eines Unternehmens, also z. B. Maßnahmen, die zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität, Verringerung der Gesamtkosten und Gewinnmaximierung beitragen.

**** DIHK Saisonumfrage Tourismus 2018.

***** Bundesagentur für Arbeit.

Der Marktforschungsnewsletter wurde erstellt in Zusammenarbeit mit Karsten Heinsohn, Leiter Tourismusbarometer und -Monitoring beim dwif in Berlin. Hier finden Sie den Marktforschungsnewsletter im PDF-Format zum Herunterladen:

Marktforschungsnewsletter-22019 (5.4 MiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239
BEITRAG VOM:
1. April 2019

Kategorien:
Marktforschung · Statistik · TTG


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